Wer sind die hauptamtlichen Kommunalpolitikerinnen und wenn ja, wie viele?

Der Anteil von Frauen an der Spitze von kommunalen Verwaltungen ist noch geringer als der Frauenanteil in den Parlamenten. Dabei liegt Brandenburg mit 19% an Bürgermeisterinnen sogar noch deutlich über dem gesamtdeutschen Durchschnitt von 9%.
Laut der Studie „Engagiert vor Ort – Wege und Erfahrungen von Kommunalpolitikerinnen“ (BMFSFJ, 2014) zeichnen sich hauptamtliche Kommunalpolitikerinnen durch eine hohe Qualifizierung, regionale Verwurzelung und ein großes Maß an politischem Engagement vor der Amtsübernahme aus.

Interessant dabei ist die Erkenntnis, dass die wenigsten Frauen diesen Karriereschritt bewusst planen. Vielmehr steigt die Chance, von der eigenen Partei ins Rennen geschickt zu werden, wenn der Wahlgewinn unwahrscheinlich erscheint. Bekleiden Frauen schließlich ein Amt als Bürgermeisterin oder Landrätin, verstehen sie sich unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit als Vertreterin „für alle“ und stellen die sachorientierte Politik zur Lösung von Problemen in den Vordergrund.
Nun sind Frauen nicht automatisch die besseren Bürgermeisterinnen. Strukturelle Hindernisse erschweren es ihnen aber weiterhin, überhaupt erst die Chance zu bekommen, sich im Amt zu beweisen:

  • exklusive parteiinterne Männernetzwerke
  • überparteiliche (Kneipen-)Kontakte
  • fehlende Unterstützung der Partner:innen
  • überholte gesellschaftliche Rollenbilder und
  • ein sexistisch geprägter Umgang in den kommunalen Gremien,

in denen zukünftige Bürgermeisterinnen im besten Falle Erfahrungen sammeln könnten stehen Frauen auf dem Weg in die Verwaltungsspitzen weiterhin entgegen.
Auch hier können Netzwerke, Quotenregeln und gesellschaftlicher Druck dazu beitragen, eine frauenfreundliche, empowernde und unterstützende Politikkultur zu schaffen.
„Bildet Banden“ kann auch hier positive Veränderung bewirken. Kürzlich trafen sich rund 100 Bürgermeisterinnen aus Österreich, der Schweiz und Deutschland und widmeten sich dem Thema der Förderung und Schaffung besserer Rahmenbedingungen für Frauen in der ehren- und hauptamtlichen Kommunalpolitik. Weitere Impulse hier im Überblick:

„Frauen sind eine seltene Spezies an den Rathausspitzen“, RHEIN-NECKAR-ZEITUNG von Sören S. Sgries, 23.03.2022

„Bürgermeisterinnen im Nachteil: Aufholbedarf in der Kommunalpolitik“, KURIER von Diana Dauer, 31.03.2022

„Empowerment, Motivierung und Information sind Schlüssel für Erfolg von Frauen in der Kommunalpolitik“, ÖSTERREICHISCHER GEMEINDEBUND, 31.03.2022

„Viele Bürgermeisterinnen werden zur Kandidatur ‚überredet‘“, SALZBURGER NACHRICHTEN von Nike Kacianka, 31.03.2022

„Bürgermeisterinnen sind Mutmacherinnen für Frauen“, ÖSTERREICHISCHER GEMEINDEBUND, 02.04.2022

„Es ist Zeit für mehr Frauen“, NOEN von Walter Fahrnberger, 05.04.2022

„Engagiert vor Ort – Wege und Erfahrungen von Kommunalpolitikerinnen“, BUNDESMINISTERIUM FÜR FAMILIE, SENIOREN, FRAUEN UND JUGEND, 2014

von Anna Emmendörffer

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert