Her mit der solidarischen Männlichkeit!

Michendorf, an einem Dienstagabend im Mai. Es treffen sich Bürgermeisterin und Gleichstellungsbeauftragte, Ortsvorsteherin und Kreistagsmitglied, Bürgermeisterkandidatin und Verwaltungsmitarbeiterin, Parteimitglied und Parteilose.

Ist es ein Problem, wenn sich wieder nur Frauen über Quoten, Kinderbetreuung und den geringen Frauenanteil in der Kommunalpolitik unterhalten? Im Anschluss an die Präsentation der Studie „FRAUEN MACHT BRANDENBURG“ wird breit diskutiert:

Frauennetzwerke, die Sichtbarmachung von Frauen in der Kommunalpolitik, eine gute Öffentlichkeitsarbeit kommunaler Verwaltungen und Unterstützung in Bedrohungssituationen als konkrete Vorschläge der Mittelmärker Expertinnen.

Die meisten Frauen im Umfeld der Anwesenden sind sehr engagiert und politisch aktiv. Sie würden es nur nicht so benennen und können sich häufig ein formalisiertes politisches Engagement wie in der Kommunalpolitik nicht vorstellen. Um dem entgegen zu wirken wäre es sinnvoll, aktive Kommunalpolitikerinnen als Vorbilder sichtbarer werden zu lassen.
Zudem mangelt es in vielen Gemeinden an einer zugänglichen Aufarbeitung und Verbreitung von kommunalpolitischen Entscheidungen die zeigen, in welchen Bereichen Kommunalpolitik wirkt. Als positives Beispiel wurde Teltow mit seiner aktiven Öffentlichkeitsarbeit, auch in den Sozialen Medien, genannt.
Wie kürzlich vom Brandenburger Innenministerium veröffentlicht, gehören Anfeindungen leider zum Alltag von kommunalen Amts- und Mandatsträger*innen. Der Wunsch nach Hilfestellungen in Bedrohungssituationen war ebenfalls ein geteiltes Anliegen.

Ist es ein Problem, wenn sich nur die Frauen darum kümmern, Kommunalpolitik attraktiver für Frauen zu machen? Jein.

Ja, es ist problematisch: wo sind die Väter, die solidarischen Männer? Es ist sowohl ein gesamtgesellschaftliches Problem als auch ein Demokratiedefizit, wenn Politik in der Hauptsache von Männern gemacht wird und sich „wieder“ nur die Frauen um die Vereinbarkeit von Ehrenamt, Sorge- und Lohnarbeit Gedanken, zum Beispiel in Form von Kinderbetreuung, machen.

Und nein, denn: Allein dieser Netzwerkabend in Michendorf beweist die Qualität von Diskussionsergebnissen, wenn sich viele kluge Frauen gemeinsam Gedanken machen. Frauen-Netzwerke, die gemeinsame Anliegen wie eine respektvollere Diskussionskultur und das gemeinsame Erarbeiten und Einbringen von Anträgen voran bringen, sind wünschenswert und können spürbar positive Ergebnisse bewirken. Die Fraktionärinnen-Runde der Stadtverordnetenversammlung Potsdam und ähnliche Strukturen unter Frauen im Kreistag von Potsdam-Mittelmark zeigen, dass das möglich ist.

Ein klares Jein als Antwort – und einer der nächsten Schritte auf dem Weg zur Parität in Brandenburg heißt: her mit der solidarischen Männlichkeit!

von Anna Emmendörffer

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